Donnerstag, 11. Februar 2010

Deutschland war ein Land der Vulkane

Wiesbaden - Auch in Deutschland sind im Laufe der Erdgeschichte immer wieder Vulkane ausgebrochen. Die letzte Vulkankatastrophe ereignete sich hier gegen Ende des Eiszeitalters vor etwa 11200 Jahren im Gebiet des Laacher Sees in Rheinland-Pfalz. Dies berichtet der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst in seinem Taschenbuch "Rekorde der Urzeit", das bei „GRIN Verlag für akademische Texte“ www.grin.de erschienen ist. Dem Buch zufolge könnte man Deutschland durchaus als "Land der Vulkane" bezeichnen.

Der älteste Hinweis auf untermeerischen Vulkanismus in Deutschland wurde im Gebiet von Hinterzarten im Schwarzwald (Baden-Württemberg) entdeckt. Dabei handelt es sich um einen Felsen aus dem Gestein Eklogit, der aus einem ozeanischen Basalt entstand, der im Präkambrium vor etwa 2,1 Milliarden Jahren aus vulkanischem Material gebildet wurde. Das Alter dieses Fundes wurde durch radiometrische Datierungen am Zentrallaboratorium für Geochronologie der Universität Münster ermittelt.

Die stärksten vulkanischen Ausbrüche im Ordovizium vor etwa 510 bis 436 Millionen Jahren wurde durch den Zusammenstoß der nordamerikanischen, sibirischen und baltischen Platte ausgelöst.

Die rätselhaftesten Spuren von Vulkanausbrüchen in Deutschland im Ordovizium sind Aschenlagen im Ostseegebiet. Sie belegen zwar Vulkanausbrüche, aber die genaue Lage dieser Vulkane ist unbekannt.

Die weitflächigsten Spuren von untermeerischem Vulkanismus in Deutschland zur Zeit des Ordoviziums kennt man aus den Steinbrüchen von Kupferberg-Guttenberg und Vogtendorf bei Stadtsteinach in Oberfranken (Bayern). Dort sind beim Zusammentreffen der auf dem Meeresgrund auftretenden glutflüssigen Massen mit dem Meerwasser durch Abschreckung kissenartige und kugelige Körper entstanden. Diese haben einen Durchmesser bis zu 75 Zentimeter.

Die einzigen Hinterlassenschaften von untermeerischem Vulkanismus in Deutschland zur Zeit des Silurs vor etwa 436 bis 410 Millionen Jahren wurden in der Umgebung von Buckenreuth im Frankenwald (Bayern) entdeckt.

Die mächtigsten vulkanischen Schichten Deutschlands aus der Devonzeit vor etwa 410 bis 355 Millionen Jahren sind in Steinbrüchen der Gegend von Bad Berneck, im Ölschnitztal und im Rimlasgrund in Oberfranken (Bayern) festgestellt worden. Sie erreichen eine Mächtigkeit bis zu 1000 Metern. In diesen Gebieten ist einst heiße Lava in Schlamm eingedrungen oder auf dem Meeresgrund verflossen. Zeugnisse von untermeerischem Vulkanismus kennt man auch im Sauerland, im Lahn-Dill-Gebiet und in Oberfranken.

Die deutlichsten Spuren von Vulkanismus in Deutschland während der Karbonzeit vor etwa 355 bis 290 Millionen Jahren fand man am Nord- und Ostrand des Rheinischen Schiefergebirges und im Fichtelgebirge. In ersterem Fall handelt es sich um untermeerisch ausgeflossene basaltische Laven und vom Land eingewehte Aschen. Im Fichtelgebirge zeugen Granite, die durch gebirgsbildende Kräfte an die Erdoberfläche drangen, vom Vulkanismus. In den Eruptivgängen entstanden Quarz, Gold und Antimon.

Zu den imposantesten Zeugnissen von Vulkanismus in Mittel- und Südeuropa gehören die Reste der Vulkane aus der frühen Permzeit vor etwa 290 Millionen Jahren. Solche Hinterlassenschaften kennt man aus Spanien, Südengland, Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Österreich, der Tschechoslowakei, Südpolen und dem Balkan. Dabei handelte es sich aber nicht um "Feuerberge" wie den Ätna oder Vesuv in Italien, sondern um gewaltige flächenhafte Ergüsse. Sie sind gegen Ende der so genannten Variskischen Gebirgsbildung von Schwächezonen der Erdkruste ausgegangen.

Der stärkste Vulkanismus während des Erdaltertums in Deutschland fiel in die frühe Permzeit vor etwa 290 Millionen Jahren, Das Erdaltertum währte von etwa 570 bis 250 Millionen Jahren. Die frühe Permzeit wird in Mitteleuropa wegen der gebietsweise auffällig rotgefärbten Gesteine als Rotliegend-Zeit bezeichnet. Damals drangen innerhalb der sich quer durch Deutschland ziehenden Saar-Saale-Senke aus bis zu 60 Kilometer Tiefe gewaltige Lavamengen hervor. Ausgedehnte flächenhafte Lavaergüsse aus dieser Zeit kennt man in der Gegend von Baumholder, in der Pfalz, im Thüringer Wald und bei Halle/Saale in Sachsen-Anhalt. Sie erreichen stellenweise beachtliche Mächtigkeiten. So sind beispielsweise die vulkanischen Gesteine im Raum von Baumholder bis Kirn in Rheinland-Pfalz maximal 800 Meter mächtig.

Die mächtigsten Vulkanitfolgen Deutschlands aus dem frühen Perm vor etwa 290 Millionen Jahren wurden im Norden von Ostdeutschland durch Bohrungen festgestellt. Sie erreichen eine Mächtigkeit von sage und schreibe 2000 Meter.

Der stärkste Vulkanismus während des Erdmittelalters vor etwa 250 bis 65 Millionen Jahren regte sich vor mehr als 205 Millionen Jahren gegen Ende der Triaszeit. Damals kam es in Afrika, Nordamerika und Sibirien zu weitflächigen Basaltergüssen.

Die ältesten Vulkankegel Deutschlands aus der Kreidezeit sind der Neuenburger Kopf und der Lüxemberg in der Südeifel (Rheinland-Pfalz). Sie liefern den Beweis für Vulkanismus vor etwa 100 Millionen Jahren.

Die frühesten Vulkanausbrüche Europas in der Erdneuzeit vor etwa 65 Millionen Jahren bis heute erfolgten im Skagerrak vor mehr als 53 Millionen Jahren im Paläozän. Spuren von Vulkanismus kennt man von der dänischen Halbinsel Jütland am Limfjord sowie auf den Dänischen Inseln, aber auch an der Odermündung und in Ostholland.

Die meisten Vulkane Deutschlands aus dem Eozän vor etwa 45 Millionen Jahren regten sich im nordöstlichen Oberrheingraben und in der Hocheifel. Allein im nordöstlichen Oberrheingraben im Odenwald, Sprendlinger Horst, im Vorspessart und im Taunus sind mehr als zwei Dutzend Vulkane bekannt. Zu den eozänen Vulkanen in der Hocheifel gehörten die Hohe Acht und die Nürburg.

Die bedeutendsten Zeugnisse des Vulkanismus in Deutschland wahrend des Oligozans vor etwa 34 bis 23 Millionen Jahren kennt man in der Hohen Eifel, die auch bereits im Eozän vor etwa 45 Millionen Jahren aktiv war, im Siebengebirge (Drachenfels), in der Rhön und im Schwarzwald.

Der stärkste Vulkanismus wahrend der Erdneuzeit vor etwa 65 Millionen Jahren bis heute fiel in das Miozän. In diesem Abschnitt vor etwa 23 bis 5,3 Millionen Jahren stießen in verschiedenen Teilen der Erde riesige Platten der Erdkruste zusammen. So prallten beispielsweise Afrika und die Pazifischen Platten sowie die Afrikanische und die Eurasische Platte verstärkt aufeinander. Durch das letztere Ereignis entstand in Mitteleuropa ein etwa 700 Kilometer langer Bogen mit Vulkangebieten, der von Deutschland bis in die Tschechoslowakei und nach Polen reichte.

Die meisten heute noch sichtbaren erdneuzeitlichen Vulkane Deutschlands sind im Miozän vor etwa 23 bis 5,3 Millionen Jahren aktiv gewesen. Hierzu zählen der Vogelsberg in Hessen, Vulkane in Niederhessen, im Westerwald, in der Rhön, im Fichtelgebirge, in der nördlichen Oberpfalz, auf der Schwäbischen Alb, der Kaiserstuhl unweit von Freiburg im Breisgau, die Vulkane der Heldburger Gangschar zwischen Hildburghausen in Thüringen und Gerolzhofen in Unterfranken und die Vulkane im Hegau nordwestlich des Bodensees.

Zu den ältesten Vulkanen Deutschlands aus dem Eiszeitalter vor etwa 2,3 Millionen Jahren bis 10000 Jahren gehören die Vulkane der Westeifel und der Osteifel. Sie brachen vor etwa 600 000 bis 10 000 Jahren aus.

Die letzte Vulkankatastrophe Deutschlands im Eiszeitalter ereignete sich vor etwa 11200 Jahren im Gebiet des Laacher Sees in Rheinland-Pfalz. Dabei wurde die Landschaft im näheren Umkreis unter einer mehrere Meter mächtigen Bimsschicht begraben. Spuren von diesem Naturereignis in Form von feinsten Bimskörnehen fand man im Allgäu, am Bodensee, in der Gegend von Halle/Saale in Sachsen-Anhalt, in der Schweiz und in Polen.

Der jüngste Vulkan Deutschlands ist das kleine Ulmener Maar bei Ulmen in der Westeifel (Rheinland-Pfalz). Er war vor etwa 10 500 Jahren aktiv, jedoch nicht so stark wie der Vulkan im Gebiet des Laacher Sees.

Der verheerendste Vulkanausbruch in der Bronzezeit Europas ereignete sich um 1470 v. Chr. auf der Mittelmeerinsel Santorin (auch Thera genannt). Dabei explodierte die Insel und selbst die benachbarte Insel Kreta wurde noch mit 5 Zentimeter Asche bedeckt. Der Untergang der Minoischen Kultur auf Kreta ist darauf jedoch nicht zurückzuführen.